Latex Allergie - Stand im
2004
Dr Cédric A. Deruaz, Service d'Immunologie et
d'Allergie,
Centre Hospitalier Universitaire Vaudois, Lausanne
Primäre und sekundäre Vorsichtsmassnahmen
oder Ist der Höhepunkt der Epidemie
überschritten?
Obwohl Latex vermutlich bereits um 1600 v.Chr. verwendet
wurde, sind die ersten allergischen Reaktionen auf diesen
Stoff erst 1930 bekannt geworden; in den achtziger Jahren
folgte schliesslich eine regelrechte Epidemie.1-3
Der explosionsartige Anstieg von Allergiefällen
beruhte auf einer deutlichen Zunahme der Latex-Verwendung
vor allem in der Gummihandschuhproduktion &endash; dies
aufgrund der vom CDC 1987 erlassenen Vorsichtsmassnahmen zur
Reduktion der Übertragungsrisiken von HBV, HCV und HIV.
Des Weiteren steht der Anstieg in Zusammenhang mit dem
Gehalt von allergenen Proteinen im Latex der Handschuhe bzw.
des Puders und schliesslich auch mit anderen steigenden
Risikofaktoren (Atopie, Multiple Chirurgie (vor allem spina
bifida), Hand-Dermatitis, Allergien gegen gewisse exotische
Früchte). Aufgrund der Tragweite dieser Probleme und
dank den Studien, welche Möglichkeiten zur Verringerung
der Sensibilisierung bzw. Reaktion aufzeigten, wurden 1997
Empfehlungen zu sekundären Präventionsmassnahmen
(Verzicht von Latex bei Allergikern) sowie primären
Präventionsmassnahmen (Verringerung der Proteinmenge in
den Handschuhen und Verwendung von puderlosen Handschuhen
bzw. nach Möglichkeit Verwendung von Ersatz-Materialien
bei der Handschuhherstellung) erlassen.2 Folge dieser
Massnahmen &endash; so zeigen gross angelegte Studien
&endash; ist, dass der Epidemiehöhepunkt
überschritten zu sein scheint.4
Wenn auch ein vollständiger Verzicht auf Latex nicht
nötig erscheint, so darf nicht ausser Acht gelassen
werden, dass das Risiko einer Anaphylaxie bestehen bleibt,
und dass latexempfindliche/-sensible Personen auf eine
latexfreie Umgebung angewiesen sind. Schliesslich soll auch
erwähnt werden, dass es ausserhalb des Pflegeberufes
Berufsgattungen gibt, welche auf das Latex-Problem weniger
sensibilisiert" sind, jedoch dem (medizinische) Risiko
einer Latex-Sensibilisierung genauso ausgesetzt sind: So zum
Beispiel in der Bauwirtschaft, in der
Nahrungsmittelindustrie, der Haarpflege und in der Reinigung
tätige Berufsgruppen.
Die Protein Kontakt Dermatitis", Modell und
Realität oder Jenseits der
Hypersensibilitätstypen
Während die Reaktionen des Typs I (Nesselausschlag
durch Kontakt, Rhino-Konjunktivitis, Asthma und Anaphylaxie)
durch Proteine ausgelöst werden, wird in der
klassischen Literatur der Typ IV (Ekzeme durch
Kontaktallergie) mit Haptenen in Verbindung gebracht,
Molekülen mit kleinem Molekulargewicht, die zwar selbst
nicht immunogen sind, es jedoch dadurch werden, dass sie
Bindungen mit Proteinen eingehen. Als Haptene von Latex sind
Herstellungszusätze wie Vulkanisierungsbeschleuniger
und Antioxidanzien bekannt (Thiuramine, Karbamate und
Merkaptothazole). Reaktionen vom Typ Protein Kontakt
Dermatitis" mit Latex konnten nachgewiesen werden und ein
Murin-Modell führte zu einem Verständnis der
Entwicklungsschritte der Latex-Sensibilisierung
(Hautverletzungen als Risikofaktor für die
Sensibilisierung, Sensibilisierungstypen in
Abhängigkeit davon, wie Proteine in die Haut
eindringen, ...)5
Latex-Frucht-Syndrom oder Von der Hand in den Mund
Seit der ersten Beschreibung einer alaphylaktischen
Reaktion eines latexallergischen Patienten auf Banane im
Jahre 1991, wurde eine stetig wachsende Zahl von
Verknüpfungen zwischen Latexallergie und Allergien auf
verschiedene Nahrungsmittel dokumentiert. Die Epitope,
welche für die Kreuzreaktion zwischen Latex und
gewissen Nahrungsmitteln (Banane, Avocado, Kastanie, Kiwi,
Papaya, Mango, Passionsfrucht, Tomate, Kartoffel,
Cayenne-Pfeffer, Ananas, Sellerie, Feige, Pfirsich, Melone,
Kokosnuss etc.) verantwortlich sind, werden immer bekannter.
Der Schweregrad der potentiellen Reaktionen fordert die
besondere Aufmerksamkeit der Allergologie.6
Literaturvorschlag:
1. Latex allergy and skin. Reunala. Curr Opin All Clin
Immunol 2004, PubMed Index (PMID) 15349039: le point en
septembre 2004.
2. A review of natural-rubber latex allergy in health care
workers. Ranta. Healthcare Epidemio 2004, PMID 14699458 : le
tour de la question en 2004 en 5 pages.
3. Natural rubber latex sensitivity. Conference. J All Clin
Imm 2002: 110 (2): S1-S140, PMID 12170236 : tout le tour en
140 pages
4. Decreasing incidence of occupational contact urticaria
caused by natural rubber latex
Allmers. J All Clin Imm
2004, PMID 15316514 : résultat national d'une
recommandation.
5. Epicutaneous natural rubber latex sensitization induces
TH2-type dermatitis and strong prohevein-specific IgE
response. Lehto. J Investig Dermatol 2003, PMID 12648228 :
modèle animal de la PCD.
6. Latex: de l'allergie professionnelle au syndrome
latex-fruit. Deruaz. Méd et Hyg 2004 : 62; 421-5.
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