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Desinfektion der Hände und der
Arbeitsflächen : ohne Risiken für die Gesundheit
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C. Lazor-Blanchet, Institut Universitaire Romand de
Santé au Travail, Lausanne
Hundertfünfzig Jahre nach den Erkenntnissen von
Semmelweiss ist die Hygiene der Hände ein essentieller
Teil der Krankheits-Prävention und des Schutzes von
Patienten in Krankenhäusern geworden.
Im Laufe der Zeit sind die Verfahren zur Desinfektion von
Händen, Instrumenten und Oberflächen im
Pflegebereich einige Änderungen, einerseits aufgrund
des Anstieges von gefährlichen Krankenhausinfektionen,
andererseits wegen des Auftretens neuer Krankheitserreger
einige Änderungen erfahren. Die anzuwendenden Produkte
und Praktiken sind gut dokumentiert und verlangen
häufig chemische Prozesse (Familie der Aldehyde, des
quartären Ammoniums, der Alkohole und Oxidanzien
etc.).
Die meisten aktiven Substanzen, die &endash; einzeln oder
kombiniert &endash; für Desinfektionsmittel verwendet
werden, irritieren die Schleimhaut, einige davon sind
sensibilisierend.
Die Anwendung von Desinfektionsmitteln ist, neben dem
Gebrauch von Handschuhen, der Hauptgrund für
berufsbedingte Dermatose in Pflegeberufen. Die Dermatose
wird durch wiederholt unsachgemässe Verwendung von
Produkten begünstigt und oft durch individuelle
Faktoren (Atopien) oder externe Einflüsse (Klima)
verschlimmert. Flüchtige Bestandteile und Aerosole von
gewissen Desinfektionsmitteln können zu einem Befall
der Atemwege führen, was vor allem bei Auftreten von
Asthma schwerwiegende Konsequenzen für die berufliche
Weiterentwicklung nach sich ziehen kann. Gewisse Stoffe wie
zum Beispiel Formaldehyd haben zusätzlich mutagene oder
kanzerogene Eigenschaften.
Neben ihren gesundheitsschädigenden Wirkungen auf
die Anwender von Desinfektionsmitteln, können Mittel,
die zur Desinfektion von medizinischen Geräten
verwendet werden, auch zu teilweise schwerwiegenden
iatrogenen Unfällen bei Patienten führen: Die
Literatur erwähnt Fälle von Reizungen der Trachea,
von Keratitis, von Rekto-Kolitis sowie Fälle von
Atemnot bei Säuglingen. Diese selten auftretenden
unerwünschten Wirkungen sind häufig durch die
Verwendung unpassender Produkte für das zu reinigende
Material oder mangelhaftes Trocknen des desinfizierten
Materials bedingt.
Da Desinfektionsmittel zur Prävention von
Krankenhausinfektionen sowie im Kampf gegen diese
unerlässlich sind, müssen sie Gegenstand einer
globalen Evaluation und fortwährenden Wachsamkeit sein,
damit Gesundheitsprobleme bei Anwendern frühzeitig
erkannt werden können. Die Wahl eines
Desinfektionsmittels muss &endash; vor allem bei der
Friktion der Hände &endash; der Empfindlichkeit der
Haut des Anwenders Rechnung tragen, einem Faktor der das
Einhalten der Hygienepraktiken beträchtlich
beeinflusst.
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